Mit Licht geschossen | 17. Bildpräsentation
Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.
„Dienst in der Etappe“
Die Fotografie vom Jahresende 1915 stellt die Angehörigen der „Landüberwachungsstelle Johanngeorgenstadt Süd“ im Erzgebirge vor. Sie gehören als Landwehr- oder Landsturm-Männer zu einer Art Milizsystem, das Abwehr-, Zoll- und militärpolizeiliche Aufgaben fern der militärischen Schauplätze, jedoch innerhalb der unter konkreten Kriegsbedingungen lebenden „Heimat“ zu realisieren hatte. Im Fall der erzgebirgischen Landüberwachungsstellen kam dabei der Kontrolle und Sicherung grenznaher Räume ganz besondere Bedeutung zu: Obwohl oder gerade weil Böhmen als Teil der K.K. Monarchie Teil des Dreibundes und damit mit dem deutschen Kaiserreich verbündet war, bot die relativ offene Grenze recht viele vulnerable, die innere Stabilität des Reiches bedrohende Angriffsmöglichkeiten“, deren Spektrum von der Infiltration von Personen mit Gefährdungspotential wie Spione und Saboteure bis hin zum traditionellen Schmuggel von „Konterbande“ – rationierte, kriegswichtige oder verbotene Güter – über den Erzgebirgskamm hinweg reichte.
Die überschaubaren, im Vergleich zum Frontsoldaten recht „harmlosen“ Aufgaben spiegeln sich in Bekleidung und Ausrüstung der Männer wieder. Auffallend sind zunächst die mit Wachstuch überzogenen Kopfbedeckungen: Sie tragen über der Kokarde das Landwehrkreuz – ein Relikt aus der Geburtszeit der Landwehrverbände in den Jahren der Napoleonischen Kriege. Die Landwehrmänner sind mit dem langen Militärmantel aus Altbeständen des Heeres bekleidet, die beiden archaisch anmutenden Lammfellmäntel waren als sogenannte Postenmäntel in dieser Form sogar noch bis in die 1980er Jahre, etwa im Grenzdienst der DDR, im Gebrauch. Bewaffnet sind die Männer mit Beutewaffen, dem russischen Gewehr Mosin-Nagant von 1891. Der rechts neben den Mannschaftsdienstgraden stehende Portepée-Unteroffizier, ein Feldwebel des Landsturms, trägt als Zeichen seines Dienstgrades den etatmäßigen Füssilieroffiziersäbel des Heeres.
Infolge der enormen Menschenverluste in Ost und West wurden im weiteren Fortgang des Krieges immer mehr
Landwehr- und Landsturmmänner z.T. auch älterer Jahrgänge aus der sicheren Heimat an die Fronten abgezogen.