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Mit Licht geschossen | 18. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.


„Bürgerengagement im Sanitätsdienst“

Das Defilee von Personenkraftwagen der Chemnitzer Zweigstelle des „Allgemeinen Deutschen Auto-Klubs“ auf dem Bahnhofsvorplatz verweist auf eine bemerkenswerte bürgerschaftliche Initiative während der Kriegsjahre: Der Klub stellte sich ab dem 11. September 1914 als „Hilfsbund der Kraftwagenbesitzer“ in den Dienst der Pflege verwundeter Kriegsteilnehmer. Zum Leiter der Chemnitzer Sektion wurde der Architekt Walther Rost berufen. Die Initiative, der zunächst insgesamt 60 private Kraftfahrer beitraten, machte sich zur Aufgabe, die auf dem Chemnitzer Hauptbahnhof eintreffenden Verwundetenmassen rund um die Uhr unbürokratisch und selbstverständlich kostenlos in die Lazarette oder in Rekonvaleszenzeinrichtungen in der Stadt und ihrer Umgebung zu transportieren. Auf diese Weise konnten während der ersten beiden Kriegsjahre fast 19200 Verwundete und deren Betreuer in die Krankenhäuser bzw. an ihren Wohnort zur häuslichen Pflege verbracht werden. Einen Höhepunkt fand diese Unterstützertätigkeit mit dem Erwerb zweier Rot-Kreuz-Autos von der Prestowerke AG, die kriegsbedingt im Jahre 1914 ihre Fertigung eingestellt hatte, durch die Stadt Chemnitz im Mai 1915. Die „Sankras“ (Sanitätskraftwagen), die sich überwiegend aus Spenden finanzierten, wurden der 40. Division des XIX. Armeekorps zur Verfügung gestellt. Einer dieser beiden Sankras ist in der Mitte der aufgestellten Fahrzeuge am runden Rot-Kreuz-Emblem auf dem Dach der Karosse zu erkennen. Vier Verwundete konnten in diesem Fahrzeugtyp liegend transportiert werden.
Kurioser Weise – und letztendlich überaus kränkend für die engagierten Kraftfahrer – wurde im Juni 1916 seitens des Kriegsministeriums überraschend verfügt, diese Hilfstätigkeit ab sofort einzustellen. Begründet wurde dies mit der Notwendigkeit der Ressourceneinsparung, v.a. hinsichtlich des privaten Verbrauchs von Kraftstoff, der dieses Engagement überhaupt erst möglich gemacht hatte. Doch trotz zunehmender Versorgungsprobleme an den Fronten wurden nicht einmal mehr die aufwändig erworbenen Presto-Sanitätskraftwagen vom Kriegsministerium in Anspruch genommen.