Mit Licht geschossen | 20. Bildpräsentation
Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.
„Blutmühle“
Am 21. Februar 1916 begann vor der französischen Festung Verdun eine der längsten, blutigsten und wohl auch militärisch sinnlosesten Schlachten des 1. Weltkrieges. Verdun entsprach als Festung nicht dem strategischen Stellenwert, mit dem man nach dem Krieg die 300.000 Opfer des fast 11-monatigen Schlachtens rechtfertigen sollte: Die Bedeutung Verduns war für die französische Seite eher symbolischer Art, die Verteidigung der alten Festung wurde wie schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 dezidiert zur patriotischen Pflicht. Aufgrund der Auffassung von der „offensive á outrance“, die Defensivgedanken wie z.B. einen strategischen Rückzug nicht einmal ins Auge fasste, begab sich die französische Heeresleitung durch stures Festhalten an den Stellungen um Verdun der Möglichkeit, gegenüber der deutschen 5. Armee eine neue, wesentlich effizientere Verteidigungsposition westlich der Stadt und der Festung aufzubauen. Auch auf deutscher Seite war Verdun, waren Stadt, Festung und Verteidigungssysteme selbst eher von nachrangigem Interesse. Die deutsche Heeresleitung ging jedoch davon aus, dass der Kampf um die Festung die französischen Kräfte derart in Mitleidenschaft zöge, dass ihr unvermeidlicher Zusammenbruch zugleich auch den Rückzug der britischen Streitkräfte mit sich führen würde. Keinesfalls aber hätte der Fall Verduns aufgrund der großen Entfernung zur Hauptstadt Paris den Ausgangspunkt für einen entscheidenden, möglicherweise finalen militärischen Schlag gegen Frankreich abgegeben. Noch immer streitet sich die Forschung über die strategischen Ziele Generals Erich von Falkenhayns, wahrscheinlich ist jedoch, dass dieser in den Kämpfen um Verdun nicht die Festung als Ziel sah, sondern auf das „Ausbluten“ der französischen Armee in verlustreichen Stellungskämpfen orientierte. Dem entsprach das taktische Operieren der deutschen Truppen: 1.220 Geschütze versorgt durch 1.300 Munitionszüge mit zweieinhalb Millionen Artilleriegeschossen bereiteten die deutsche Offensive vor, unterstützt durch massierte Fliegerkräfte. Den ca. 200.000 französischen „poilus“ stand eine halbe Million deutscher Soldaten gegenüber. Frankreich jedoch machte die materielle und personelle Überlegenheit des deutschen Heers wett, in dem es zunächst die bessere Stellung ins Spiel brachte und die zunächst zahlenmäßige Unterlegenheit durch das „Paternoster-Prinzip“ ausglich: In Rotation wurden die französischen Truppen permanent durch frische, ausgeruhte und kampfstarke Kräfte ersetzt. Einen direkten Vorteil brachten die unter immensem Einsatz von Menschen und Material geführten Kämpfe um Verdun nicht. Die 300.000 Kämpfer, die in den Drahtverhauen zwischen den Stellungen verbluteten, in den Kasematten der Festung verhungerten, verdursteten und verbrannten, erzwangen kaum einen Meter Veränderung im Frontverlauf. Bereits mit dem Ende der Kampfhandlungen am 19. Dezember 1916 aber war Verdun zum Synonym für alle Schrecken des Weltkrieges geworden.