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Mit Licht geschossen | 30. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.

 

„Der Krieg und die Natur“

Im Dezember 1916 hatte die Schlacht um Verdun ihr Ende gefunden. Französische Truppen unter Robert Nivelle, der zu diesem Zeitpunkt den berüchtigten General Joffre ablöste, drängten das kaiserliche Heer wieder bis auf seine Ausgangsstellungen zurück. Die deutschen Soldaten befanden sich zum Jahresbeginn 1917erneut in der Defensive. Über den eroberten Außenforts der Festung Verdun wehte die Tricolore; der status quo vom Frühjahr 1916 war damit wieder hergestellt – aber zu welchem Preis: rund 305 000 Soldaten waren auf beiden Seiten gefallen – so viele Menschen, wie Chemnitz damals Einwohner hatte…

Jeder Krieg verlangt seinen Tribut, der Erste Weltkrieg machte da keinerlei Ausnahme. Millionen Menschen fanden in ihm den Tod. Soldaten, aber auch Männer, Frauen und Kinder innerhalb der Zivilbevölkerung waren davon betroffen. Der Tod kam in einem industrialisierten Krieg wie diesem über „alles und jeden“ – und das in einem bis dahin unvorstellbaren Ausmaß. Auch die Natur wurde durch die Ereignisse und Kämpfe in Mitleidenschaft gezogen. Das Bild vom Beginn des Jahres 1917 zeigt ein Waldstück – vermutlich im Umfeld von Verdun – das durch Granaten stark zerstört wurde. Im Vordergrund liegt – furchtbar verstümmelt – ein einzelner gefallener Soldat am Rand eines durch abgeschossene Baumkronen versperrten Waldweges, auf dem im Hintergrund ein zerstörtes Fahrzeug oder eine Artillerieprotze liegen geblieben ist. Das Bild macht – wenngleich nur in zurückhaltenden Ansätzen – die neuen Dimensionen der Kriegführung deutlich: Die Zeiten des klassischen Aufeinandertreffens gegnerische Parteien auf einem freien Feld oder Lichtung waren längst vorbei. Technisierung und Quantifizierung der Kriegswerkzeuge machten nicht nur die totale Vernichtung menschlicher Körper möglich – auch natürliche Habitate wurden auf Dauer zu verletzten Mondlandschaften, deren Böden hundert Jahre nach den letzten Kampfhandlungen heute noch immer durch Metalle, Sprengmittel und Nitrate schwer kontaminiert sind.