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Mit Licht geschossen | 31. Bildpräsentation

Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.

Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.


„Verwüstete Ortschaften“

Deutsche Soldaten verharren hinter einem umgestürzten Mahnmal für die gefallenen Franzosen des Krieges von 1870/71 in der Ortschaft Croisille. Die 1700-Seelen-Gemeinde war seit den ersten Wochen des I. Weltkrieges von den Truppen des Deutschen Kaiserreiches besetzt. Croisille, südlich von Arras an der Straße zwischen Amiens und Lille gelegen, gehörte zum Département Pasde-Calais – und damit zu einem geografischen Raum, der fast durchgehend von Kriegsbeginn bis zum Waffenstillstand zu einem der Hauptschlachtfelder an der Westfront, der Sommefront geworden war.

Kaum in einem anderen Landstrich wütete die Kriegsfurie vergleichbar. Heute weiß man von wenigstens 580.000 Todesopfern – vage die Zahl, weil von annähernd 30% der Kombattanten keinerlei Überreste mehr zu finden waren! Die Mahnmale im Département, die später zum Gedenken an die Gefallenen errichtet wurden, nennen französische, englische, deutsche, portugiesische, kanadische, neuseeländische und indische Soldaten, daneben chinesische und südafrikanische zivile Schanz- und Armierungsarbeiter, außerdem eine Großzahl von Zivilisten aus den betroffenen Gemeinden der Region.

Croisille war, wie die provisorischen Beschriftungen an den beschädigten oder gänzlich zerstörten Häusern ausweisen, über reichlich drei Jahre der Standort verschiedener deutscher Verbände in unmittelbarer Nähe zur Front.

Im Bild sind Angehörige von Sturmtrupps der Infanterie (mit dem 1916 eingeführten neuen Stahlhelm) und der Pioniere zu erkennen. Die Zerstörungen in den Ortschaften erklären sich zwar aus der Nähe zu den Gefechten, doch legen die Wein- oder Bierflaschen am Sockel des gestürzten symbolträchtigen Denkmals auch Erscheinungen wie Vandalismus nahe. Als sich schließlich im Jahresverlauf 1917 die deutschen Truppen im Rahmen einer Frontbegradigung auf die sog. „Alberich-Linie“ zurückzogen, um von dort aus eine effiziente Großoffensive zu starten, praktizierten sie im geräumten Gebiet in großem Umfang auch die Taktik der verbrannten Erde: Städte wie Lens im Pas-de-Calais verloren die Hälfte der Bevölkerung, über 300 Gemeinden wurden während der vier Jahre andauernden Kampfhandlungen ausgelöscht.