Mit Licht geschossen | 21. Bildpräsentation
Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.
„Zur Goldwehr die Eisenwehr!“
Die Seeblockade Englands, die Deutschland fast vollständig von Waren- und Rohstofflieferungen über den nördlichen Atlantik und die Nordsee abschnitt, führte relativ rasch zu spürbaren Versorgungsengpässen im Reich. Deren fataler Einfluss v.a. auf die Belange der Rüstungsindustrie begann sich bereits in den ersten Kriegswochen abzuzeichnen, so dass schon im Dezember 1914 zur Aktivierung brachliegender Binnen-Ressourcen übergegangen wurde. Zunächst in Berlin, dann in Leipzig, schließlich auch in Chemnitz erließen Ausschüsse, unterstützt von Behörden sowie von privaten und öffentlichen Vereinen und Organisationen „unter dem Wahrzeichen des heiligen Michaels“ Aufrufe zur allgemeinen Metallspende.
In Chemnitz erging unter der Leitung von Stadtrat Schneider der dringende Appell an die Bevölkerung, überflüssige Haushaltgegenstände aus Buntmetall, v.a. Kupfer, Zinn, Leicht- und Schwermessing, Rotguss, Aluminium, Nickel, Blei, Zink, selbst Stanniol von Flaschen und Schokoladenverpackungen zu den zentralen Sammelstellen zu bringen, auf dass die gesammelten Materialien der Industrie zugeführt und der Rüstung des Reiches nutzbar gemacht werden würden.
Der Aufruf zur Metallspende traf auf rege Beteiligung und war unterm Strich, vor allem durch geschickte Inszenierung der zentralen Sammelaktionen recht erfolgreich: In Chemnitz jedenfalls wurde den Kindern der Pfadfinderorganisation, die die Transportwagen – wie hier auf der Königstraße – begleiteten und in den Privathaushalten um Metallgaben baten, kaum ein Wunsch verwehrt, so dass nach den ersten Monaten bereits rund 30 Tonnen Buntmetall an die Sächsische Feldzeugmeisterei in Dresden übergeben werden konnten.
Es gab darüber hinaus einen willkommenen kleineren Zusatzeffekt: Anfangs wurden noch geringe Entschädigungen für die Metallspenden gezahlt, die jedoch nicht an die Spender selbst zurück flossen, sondern zur Finanzierung von „Liebesgaben“ – Bücher, Zigaretten, Konserven, Briefpapier u.v.m. – für die „Krieger im Felde“ Verwendung fanden. Obwohl bis über das Kriegsende hinaus noch weitergeführt, mussten die freiwilligen Metallspenden später um das staatliche Zwangsinstrument der Beschlagnahme von Bunt- und Edelmetallen erweitert werden.
Dem Muster der Metallspenden entsprechend, gab es im Verlauf der Kriegsjahre weitere, vergleichbare Aktionen an der „Heimatfront“, wie etwa die Goldsammlungen, die Bücherspenden, die Papier- oder die Wollwochen.