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Mit Licht geschossen | 29. Bildpräsentation

Korrespondierend mit der Zeitspanne des Ersten Weltkrieges von 1914 – 1918 zeigt das Schloßbergmuseum I Kunstammlungen Chemnitz eine weitere Photographie aus seinem Fundus historische Aufnahmen zum Kriegsgeschehen.

Fachliche Begleitung durch das Team ENT_RÜSTET.

Diesmal mit musikalischer Umrahmung von Lydia Stettinius (Violine) und Clara Dietze (Cello).

 

„Krankheit und Tod im Kriegsgefangenenlager“

Kriegsgefangenlager, egal in welcher Epoche sie existierten, hatten Eines gemeinsam: Krankheit und Tod spielten eine wesentliche Rolle in ihnen. So auch im Kriegsgefangenenlager in Chemnitz-Ebersdorf: Von 1914-1921 waren hier tausende Soldaten – Franzosen, Russen, Italiener, Belgier, Briten u.a.m. – als Kriegsgefangene interniert worden. In Übereinstimmung mit den bestehenden internationalen kriegsrechtlichen Konventionen wurden sie zu häufig sehr schwerer körperlicher Arbeit in Bereichen eingesetzt, in denen infolge des Soldatenbedarfs an den Fronten gravierender Arbeitskräftemangel herrschte. Die harte Arbeit, die unzureichenden, schlechten hygienischen Zustände und die mangelnde Verpflegung der gefangenen Soldaten führten mit fortschreitender Dauer des Krieges unweigerlich zu chronischer Unterernährung und somit auch zu Krankheiten aller Art. Die allgemeine Versorgungslage im Deutschen Kaiserreich verschlimmerte die Situation noch: Im Winter des Jahres 1916/17 etwa lag der Ernteertrag bei Kartoffeln gerade einmal bei 50 Prozent des durchschnittlichen Ertrages. Dadurch dramatisierte sich die infolge der britischen Blockade ohnehin angespannte Versorgungslage im Reich noch erheblich. Ein Resultat daraus waren verschiedene Krankheiten (etwa Typhus, Ruhr und Cholera), welche sich auch innerhalb des Chemnitz-Ebersdorfer Lagers ausbreiteten. Sie forderten im Hungerwinter 1916/17 weit über 600 Todesopfer.
Die Todesfälle in den Kriegsgefangenenlagern waren jedoch kein Ausdruck besonderer Repressionsmechanismen den Soldaten der feindlichen Nationen gegenüber, sondern spiegeln die allgemeine Gesamtproblematik der Lage der Bevölkerung im Hinterland des Deutschen Reiches wieder. Hunger und Seuchen rafften in Ballungsräumen wie etwa Chemnitz gleichfalls Tausende Zivilisten – vorrangig Alte und Kinder – dahin. Besonders erwähnenswert ist jedoch der Umstand, dass sowohl internationalen Organisationen wie dem Roten Kreuz oder der Katholischen Kirche gestattet wurde, die Versorgungsprobleme in den Kriegsgefangenenlagern wenigstens graduell zu mindern. Auch dem gelegentlich humanistischen Bemühen, etwa des Chemnitzer Kommandanten Oberst Heinicke war es zu danken, dass die Lage in den Lagern nicht weiter eskalierte. Dennoch: Tod und Krankheit blieben Begleiter der Kriegsgefangenen.
Die aktuelle Fotografie von 1916 zeigt französische und russische Soldaten, die – begleitet durch Landsturm-Soldaten der Lagerwache – einem verstorbenen Kameraden das letzte Geleit geben.