Mit Licht geschossen | 9. Bildpräsentation
Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.
„Die Beute“
„Lieber Albert! Heute sende ich dir wieder mal eine Aufnahme, woran Du als deutscher Knabe deine Freude haben wirst. Gleichzeitig meine besten Wünsche zu Deinem Geburtstage. Sei nur recht brav, treue und folge gut. Besten Gruß E. Bonitz“.
Der Kulturhistoriker Bernd Hüppauf stellte in seinem gleichnamigen Buch eine wichtige Frage. „Was ist Krieg?“ Diese Frage ist schwer zu beantworten und bietet gleichermaßen eine Vielzahl von möglichen Antworten. Eine kann „die Beute“ sein. Sie spielte immer eine wichtige Rolle seit dem Kriege in der Geschichte existierten. Schon immer wurde in Kriegen „Beute“ gemacht, egal in welcher Form dies geschah. Auch zur Zeit des Ersten Weltkriegs war das Erbeuten von beispielsweise Gewehren oder Geschützen eine Prestigefrage. So wurden erbeutete Ausrüstungsgegenstände auch auf Feldpostkarten veröffentlicht, um diese in die Heimat an seine Lieben zu senden. Dieses Bild zeigt eine solche Karte, auf der deutsche Soldaten in der Nähe von Cambray auf dem Marktplatz einer kleinen französischen Stadt die eroberten englischen Geschütze in Szene setzten. In einem industrialisierten Krieg wie dem Ersten Weltkrieg spielten solche Materialerbeutungen in Zeiten von Nachschubmangel eine wichtige Rolle für das weitere Vorankommen und die Moral der Truppen.
Bei den gezeigten Geschützen handelte es sich um so genannte 9,5 inch (15cm) große „Heavy Field Howitzer“ Modell 02. Diese wurden im Jahre 1902 entwickelt und ein Jahr später bis 1918 auch gebaut. Sie wogen knapp zwei Tonnen, hatten eine Reichweite von 6,78 Kilometern und die Projektile wogen 40,5 Kilogramm. Diese und andere Entwicklungen sind vielleicht auch Antworten auf die Frage „Was ist Krieg?“