Mit Licht geschossen | 41. Bildpräsentation | Jahresabschluss
Historische Originalaufnahmen, eingefangen in Chemnitz, an der West- und Ostfront, großformatig plakatiert.
Eine Fotografie – einen Monat lang – an unterschiedlichen öffentlichen Plätzen von Chemnitz, über die gesamte historische Spiegelungsdauer 2014-2018.
Fachliche Begleitung durch das Team ENT_RÜSTET.
Diesmal mit Unterstützung von Jonas Otte [Klavier].
„Soldatenverbrüderung“
Während an der Westfront gegen Ende des Jahres 1917 die Kämpfe eskalierten und durch den massenhaften Einsatz neuer Technik wie Panzer, Flugzeug und Giftgas im „Gefecht der verbundenen Waffen“ eine neue, vernichtende Qualität erreichten, beruhigte sich die Lage an der Ostfront zunehmend. Grund dafür waren die revolutionären Ereignisse im Russischen Reich, die ihren Höhepunkt in der von Wladimir Iljitsch Lenin geführten Oktoberrevolution am 24./25. Oktober (6./7.November nach dem gregorianischen Kalender) fanden. Bereits einen Tag später, am 26. Oktober (8.November) verabschiedete die junge Arbeiter- und Bauern-Regierung das „Dekret über den Frieden“, das in direkter Linie zu einem Friedensvertrag mit dem Deutschen Kaiserreich führen sollte. Da die militärische Lage des nun zusätzlich noch revolutionserschütterten Russland nicht anders als katastrophal einzuschätzen war, ist es kaum verwunderlich, dass das „Dekret über den Frieden“ zusammen mit den weiteren sog. „Umsturzdekreten“ („Über den Boden“ und „Über die Rechte der russischen Völker“) sofort begeisterte Aufnahme in der Bevölkerung fand, die ihrerseits nach sofortiger Umsetzung verlangte. Zwar zögerte Deutschland und versuchte, die neu entstandene Situation durch Offensivbewegungen im Osten zu seinen Gunsten auszunutzen, doch kam es aufgrund des russischen Friedensvorstoßes relativ rasch, innerhalb weniger Wochen, zu einem Waffenstillstand zwischen den Mittelmächten und Russland. Dieser setzte am 5. Dezember 1917 ein, galt zunächst für zehn Tage, wurde aber mehrfach verlängert. Zwar endeten die ersten Friedensverhandlungen am 22. Dezember in Brest-Litowsk vorerst ergebnislos, jedoch führte der einmal in Fahrt gekommene Prozess direkt zum endgültigen Friedensvertrag mit Russland am 3. März 1918. Für die Mittelmächte brachten Waffenstillstand, Verhandlungen und Friedensvertrag eine deutliche Entlastung an der Ost- zugunsten der Westfront. Für die junge Sowjetmacht sah das freilich anders aus, denn der aus der eindeutig stärkeren Position der Mittelmächte heraus diktierte „Raub“- oder „Gewaltfrieden“ von Brest-Litowsk führte zu erheblichen, nahezu existenzbedrohenden Verlusten an Gebieten, Bevölkerung, Wirtschaft und Infrastruktur.
Den meisten Soldaten an der Ostfront waren jedoch diese Perspektiven zunächst egal. Wichtig war, dass die Waffen zunächst weitgehend ruhten. Aus den Schützengräben heraus kam es zu spontanen Soldatenverbrüderungen: Die aktuelle Fotografie aus einer Chemnitzer Sammlung von Erinnerungsfotografien aus den Jahren des Ersten Weltkrieges führt exakt in eine solche Situation hinein. Russische und deutsche Soldaten – letztere wohl überwiegend Angehörige eines Musik-Corps der Infanterie – finden im Schnee an der Ostfront zusammen: Gemeinsames Musizieren, der Umtrunk – vor allem aber die gelösten Gesichter spiegeln die Hoffnung, der
Horror des Krieges möge zu Ende sein.
DAStietz | Foyer
Moritzstraße 20 | 09111 Chemnitz
05.12.2017 | 13.00 Uhr
Eintritt frei